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Historienspiel

Jakob Hutter

Eine Produktion aus dem Jahr 2004

Ein vergesserner Tiroler

Das Stück stellt die letzten Tage des Lebens von Jakob Hutter dar und wurde vor zwei Jahren von Gottfried Heis speziell für die Volksbühne Oberperfuss geschrieben.

Die Hutterer
Im Jahre 1525 erhoben sich die verarmten Tiroler Bauern unter Michael Gaismayer gegen ihre westlichen und geistllichen Ausbeuter – letztlich vergeblich.

Als Folge dieser Niederlage, der allgemeinen Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit entstand die Bewegung der Täufer mit völliger Ausrichtung auf das Jenseits. Alleinige Autorität war für sie die Hl. Schrift. Ihre Lehrsätze gipfelten in einer totalen Gewaltlosigkeit (Verweigerung von Wehrdienst und Kriegssteuer), in der Gütergemeinschaft (wie im Urchristentum) und in einer völligen Ablehnung der kirchlichen Autorität. Die weltliche und kirchliche Obrigkeit erblickte daher im „Täuferunwesen“ einen Affront gegen die bestehende Ordnung und dementsprechend hart war auch ihr Vorgehen. Binnen weniger Jahre wurden in Tirol weit mehr als tausend Täufer nach meist grausamer Folter hingerichtet.

Im Jahr 1536 wurde der aus dem Pustertal stammende, charismatische Vorsteher Jakob Hutter vor dem Golden Dachl verbrannt und damit die Strukturen der Bewegung im ganzen Land zerschlagen. Mehrere tausend Tirole, die sich fortan „Hutterer“ nannten, waren noch rechtzeitig nach Mähren geflüchtet, wo sie in sogenannten Bruderhöfen ihr Leben gemäß ihrer religiösen Überzeugung organisieren können. Nach mehreren Jahrzehnten erreichte sie aber auch dort der Arm der Obrigkeit und sie mussten ihre neue Heimat wiederum verlassen. In folgenden Jahrhunderten durchlebten sie eine leidvolle Odyssee: Über Ungarn, Siebenbürgen, die Wallachei, die Ukraine und Südrussland wanderten sie schließlich 1874 nach Amerika aus.

In Süddakota/USA und Iberville/Kanada ist es ihnen – ihre Zahl ist zwischenzeitlich auf ca. 50.000 angewachsen – möglich, ein Leben nach ihren Vorstellungen zu führen und ihre Eigenheiten in Religion, Kultur und Sprache (tirolerisch) zu wahren.

Der Autor: Gottfried Heis
GOTTFRIED HEIS, geb. 1937, wohnhaft in Oberperfuss, Aigling 34, ehemaliger Magistratsbeamter, seit 1997 im Ruhestand.

Gottfried erkannte zu Beginn der 80er Jahre, daß in Oberperfuss mit dem Fehlen eines Volkstheaters eine kulturelle Lücke bestand, die er dann mit einigen Gleichgesinnten 1982 mit der Gründung der Volksbühne Oberperfuss schloß. Über Jahre war er Obmann und Spielleiter in einer Person, bis er dann nach mehreren Funktiosperioden sich nur mehr als Schauspieler und in Ausnahmefällen auch als Regisseur einbrachte.

Seine Lieblingsbeschäftigung in unserem Theaterverein, dem er sich nach wie vor eng verbunden fühlt, gehörte nun dem „Stückeschreiben“ und war in der Folge mit mehreren Einaktern und dem einen oder anderen situationsbezogenen Sketch erfolgreich. So entstand u.a. in Zusammenwirken mit dem Oberperfer Geschichtsverein der Einakter „Die Sechserratssitzung“, in dem er zeitbezogen den Oberperfer Kartographen Peter Anich ins Zentrum stellte und sich dabei nicht scheute in teils heiterer, teils ernster Weise aufzuzeigen, wie diesem bedeutenden Mann von manchem Oberperfer Gemeindeboss Neid, Mißgunst und sogar Hass entgegengebracht wurde.

In einem zweiten Einakter, aus Anlaß des 100sten Geburtstages des berühmten Brixener Fürstbischofs Vinzenz Gasser geschrieben -dieser erblickte bekanntlich in Oberperfuss das Licht der Welt -, ließ der Autor Leben und Wirken dieser bedeutenden Tiroler Persönlichkeit vor den Augen des Publikums abrollen.

I.J. 1983, also bereits ein Jahr nach der Gründung der VBO, versuchte sich Gottfried erstmalig an einem abendfüllenden Stück. Mit dem Lustspiel „Das Heldentreffen“ war sein Einstieg in dieses Metier durchaus erfolgreich.

Sein Lieblingsbereich galt allerdings der Historie. Und so wagte er sich i.J. 2004, also bereits bevor Felix Mitterer sich dieses Stoffes bemächtigte, an die Geschichte der Tiroler Wiedertäufer heran. Mit “ Jakob Huter – ein vergessener Tiroler“ wurde ein Vierakter auf die Bühne gestellt, der dem Publikum das tragische Ende dieses aufrechten Tirolers vor Augen führte. Die letzten Worte, gesprochen von der Gräfin Alma von Kinsky, charakterisierten diesen Wiedertäufer in treffender Weise: „Er war ein leidenschaftlicher Apostel seines Glaubens, ein Martyrer seiner Überzeugung, der mit einem übervollen Herzen seine Botschaft wie ein lodernder Vulkan versprüht hat.“

Ein weiteres abendfüllendes Stück, das Gottfried i.J.2009 für die VBO geschrieben hat, trug den Titel „Es geschah in Jerusalem“. Hiebei handelte es sich um eine Art von Passionsspiel, in dem das Publikum das Geschehen der Karwoche aus der Sicht des römischen Militärbefehlshabers von Jerusalem vor Augen geführt wurde. Bekannte biblische Gestalten wie Maria aus Magdala, Saulus (Paulus), Judas und der Hauptmann von Kapfarnaum waren Träger der Handlung. Die zentrale Figur des Stückes, Jesus aus Nazareth, trat nicht auf, schwebte aber in jeder Szene unsichtbar auf der Bühne. Der Autor zeigte mit seiner Bearbeitung auf, daß auch kleine Bühnen mit beschränktem Raum- und Personalangebot diesen biblischen Stoff durchaus überzeugend auf die Bühne bringen können.

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